Wasserstoffkernnetz: So soll H2 durch Deutschland fließen

Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) haben analysiert, wie Wasserstoffpipelines zukünftig durch Deutschland verlaufen könnten. Ausgangspunkt der Karte sind 309 Wasserstoffprojekte, die dem Fernleitungsnetzbetreibern gemeldet wurden. Daraus ergibt sich ein mögliches Wasserstofftransportnetz für das Jahr 2032 von rund 11.200 Kilometern. Das Szenario umfasst sowohl bestehende Gasleitungen, die für den Wasserstofftransport umgewidmet werden sollen als auch Pipelines, die neu gebaut werden sollen. In Nordostniedersachsen sind Verbindungen zwischen Hamburg und Bremen als auch Anbindungen an die Seehäfen geplant. Neben Wasserstoff-Pipelines sind auch andere Transportwege möglich, beispielsweise auf der Schiene. Die FNB gehen aber davon aus, dass das Wasserstoff-Kernnetz nach einer Optimierung kleiner ausfallen wird.

Stellungnahme von H2.N.O.N

In einer Stellungnahme an den niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies fordert das Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen das Potenzial der Region bei der Planung der H2-Transportwege im Kernnetz stärker zu berücksichtigen. Unter anderem durch folgende Maßnahmen:

  • Erschließungsleitungen in Nordwest-Südost-Richtung Hierzu bietet sich die Nutzung bereits vorhandener Pipelinekorridore an, bspw. die der „Norddeutsche Oelleitung“ (Wilhelmshaven-Hamburg) oder des „Dow Olefinverbund“ (Stade-Teutschenthal), die eine Genehmigungsplanung deutlich erleichtern und befördern können.
  • Anbindung des Seehafens in Cuxhaven an das Kernnetz. Die Möglichkeiten des Wasserstoffimports sind auch hier ebenso gegeben wie Nutzungspfade für maritime Wasserstoffanwendungen.
  • Ausbau der Speicherkapazitäten für Wasserstoff: Am Standort Stade ist die deutschlandweit ein-malige Situation gegeben, dass sowohl geologische Strukturen (Salzstöcke) für die Errichtung von Speicherkavernen mit der Nutzung von Salz in industriellen Prozessen (Chloralkali-Elektrolyse der Dow) örtlich zusammenfallen. Die industrielle Solegewinnung könnte direkt mit dem Gasspeicherbau kombiniert werden, ohne, wie bei anderen Kavernenprojekten üblich, Sole in angrenzende Gewässer einleiten zu müssen. Dazu sollte ein strukturierter Prozess aufgesetzt und der Gasspeicheraufbau im Wasserstoff-Startnetz berücksichtigt werden.
Grafik der zukünfitgen Wasserstoff-Pipelines.
Grafik: FNB Gas e.V.

Wasserstoff-Einspeisung und Verwendung

Die Übersicht der H2-Einspeisemöglichkeiten zeigt, dass insbesondere Norddeutschland Potenzial hat, um grünen Wasserstoff zu produzieren, beispielsweise aus Windkraft. Auch die Seehäfen spielen eine wichtige Rolle: In Form von Ammoniak oder verflüssigtem Wasserstoff kann H2 per Schiff nach Deutschland importiert werden. In der Summe beträgt die von FNB berechnete Einspeiseleistung für das Jahr 2032 101 Gigawatt. Abnehmer für Wasserstoff aus dem Transportnetz finden sich vor allem in den Industriehochburgen im Ruhrgebiet, Süddeutschland und großen Städten.

Die Stellungnahme von H2.N.O.N an Wirtschaftsminister Olaf Lies weist darauf hin, dass die Region Nordostniedersachsen bis 2030 aus Bestandsanlagen erneuerbarer Energien bereits 130.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugen ließen. Dafür braucht es einen direkten Anschluss an das überregionale Wasserstoff-Kernnetz. Das umfasst auch eine Anbindungsleitung an die Trasse zwischen Bremen und Berlin im Windkraftschwerpunkt Norddeutschland. Um den lokal erzeugten Wasserstoffmengen Rechnung zu tragen, müssen nach Ansicht von H2.N.O.N auch die Verteilnetzbetreiber in die Planung einbezogen werden, da diese von den Fernleitungsnetzbetreiber nicht oder nur schwer zu erkennen sind.

Grafik: FNB Gas e.V.

In einem nächsten Schritt werden die gemeldeten Projekte überprüft und weitere Stellungnahmen ausgewertet, um die Modellierung weiter anzupassen.